"Wollen alle Genres bedienen"

BZ-INTERVIEW mit Stadtmusikdirektor Martin Baumgartner zum Jahreskonzert der Endinger Stadtmusik am 8. April.

ENDINGEN. "Bergtöne" – so heißt das Motto des Jahreskonzerts der Stadtmusik Endingen am Samstag, 8.April, um 20 Uhr in der Stadthalle. Die Konzerte erweisen sich Jahr für Jahr als Renner und auch in diesem Jahr dürfen die Zuhörer auf Neues und auch Ungewöhnliches gefasst machen. Ruth Seitz hat sich im Vorfeld mit Stadtmusikdirektor Martin Baumgartner über das Konzert unterhalten.

BZ: Wie kam es zu dem Konzertmotto "Bergtöne"?

Baumgartner: Mit dem Motto für ein Konzert ist das so eine Sache. Das entsteht meistens ganz spontan. Ich sehe ein Stück, das mir gefällt, das ich gerne mit den Musikern spielen würde. Dann suche ich weiter nach ähnlichen Stücken und so ganz langsam und allmählich entsteht dann das Konzertprogramm. Das kann manchmal Wochen dauern, manchmal geht es ganz schnell. In diesem Jahr war es die "Hymn oft the Highlands" . Insgesamt ist es manchmal ganz schön viel Arbeit, bis ein Konzertprogramm steht, mit dem ich zufrieden bin. Zumal wir ja alle Genres bedienen wollen, nicht nur die Freunde alpenländischer Musik. Wir wollen für jeden Musikgeschmack etwas bieten.

BZ: Die Stadtmusik ist ja eher Vertreter der konzertanten Blasmusik. Bietet "Bergtöne" die Chance auch eher volkstümliche Stücke einfließen zu lassen?

Baumgartner: Originale, ursprüngliche Volksmusik aus Bayern – das ist gar keine so einfache Sache. Das ist Volksmusik in ihrer ursprünglichen Form und ja, da machen wir auch etwas mit sechs Musikern. Nicht jeder kann das spielen, da braucht’s ein gewisses Gespür dafür. Die Musiker müssen das ein bisschen im Blut haben. Die Berliner Philharmoniker würden sich vermutlich mit einem Wiener Walzer schwerer tun, als ihre Kollegen aus Wien.

BZ: Jan van der Roost, Mario Bürki, Philip Sparke – diese drei Namen tauchen immer wieder in den Programmen von Blasorchestern auf. Führt an diesen zeitgenössischen Komponisten kein Weg vorbei?

Baumgartner: Nein, an ihnen führt kein Weg vorbei. Die können das einfach, die liefern handwerklich einwandfreie Kompositionen ab. Und vor allen Dingen schreiben sie auch für große Besetzungen, so wie wir eine sind mit fast 80 Musikern. Ich habe zwei Oboen, zwei Fagotte, wir haben eine tolle Besetzung, und die Komponisten schreiben für unseren symphonischen Klang.

BZ: Von wem stammen die Kompositionen, die die Jugendkapelle spielt?

Baumgartner: Da ist zum einen Kees Vlak zu nennen, ein Holländer mit dem Stück "Mount Everest", und zum anderen Rob Romeyn. In seinem Stück geht es um den griechischen Olymp und da haben wir dann wieder den Bezug zum Berg. Bei der Auswahl schaue ich neben den Komponisten auch auf die Verlage. Das ist einfach eine Erfahrungssache.

BZ: Wie ist die gesamtstädtische Jugendkapelle aktuell musikalisch und personell aufgestellt?

Baumgartner: Wir sind sehr gut besetzt, aber es wird weniger – leider. Da ist aber ein Trend, der in vielen Orchestern festzustellen ist. Man merkt einfach, dass es weniger Musiker werden. Die Fusion mit den Jugendkapellen der Ortsteile hat uns allen sehr gut getan. Jeder profitiert von jedem und das ist gut so. Hätte es keine Fusion gegeben, hätte ich zum Beispiel keine Posaune. In der Jugendkapelle haben wir zur Zeit rund 40 jungen Musikerinnen und Musiker und ich glaube, die haben alle Spaß.

BZ: Seit wann laufen die Vorbereitungen für das Konzert?

Baumgartner: Etwa seit Mitte Dezember. Mit der Jugendkapelle haben wir in diesem Jahr einen intensiven Probentag gemacht, das Probenwochenende musste ausfallen, weil ja unser Domizil im Kinzigtal, das Freizeitheim Moosenmättle, abgebrannt ist. Mit den Musikern der Stadtmusik haben wir mit rund 70 Musikern ein intensives Probenwochenende in der Musikakademie in Staufen verbracht. Das hat guten Anklang gefunden, glaube ich.

BZ: Im Programm ist noch "Fanfare of Wakakusa Hill" genannt, ein Stück von Itaru Sakai. Worum geht es da?

Baumgartner: Das ist eine kurze Fanfare, nur etwa eine Minute lang. Ich war lange auf der Suche nach einem ausdrucksstarken Eröffnungsstück, das Lust auf mehr macht. Ich hoffe, ich hab’s gefunden.

BZ: Wie läuft der Vorverkauf?

Baumgartner: Oh, da sind wir zufrieden. Er ist gut angelaufen, ein großer Schwung Karten war schnell weg. Aber wer sich beeilt, bekommt beim Tourismusbüro oder bei Vollherbst-Koch noch welche. Die Stadthalle hat beim Konzert immerhin rund 650 Plätze.


INFO

"Bergtöne", Jahreskonzert der Stadtmusik Endingen, Samstag, 8. April, 20 Uhr, Stadthalle. Kartenvorverkauf beim Kaiserstühler Verkehrsbüro, 07642/ 689990, oder bei der Buchhandlung Vollherbst-Koch, 07642/ 1586


ZUR PERSON: Martin Baumgartner

Der Profimusiker Martin Baumgartner stammt aus Oberbergen, ist 54 Jahre alt und seit 1991 Dirigent der Stadtmusik Endingen. Baumgartner leitet auch die Jugendkapelle und das Vororchester. Bei beiden Nachwuchsorchestern machen sämtliche Musikvereine der Gesamtstadt Endingen gemeinsame Sache. Baumgartner ist außerdem auf Verbandsebene engagiert und seit 2012 als Verbandsjugendleiter des Blasmusikverbands Kaiserstuhl-Tuniberg tätig.


Artikel von Ruth Seitz aus der Badischen Zeitung vom 01. April 2017